torsdag 28. oktober 2010

Im Hause des Töpfers

 - eine Blaukreuzerzählung von Roald Hansen

So lautet das Wort des Herrn:
,,Dies ist das Wort, das geschah vom Herrn zu Jeremia: Mach dich auf und geh hinab in des Töpfers Haus; dort will ich dich meine Worte hören lassen. Und ich ging hinab in des Töpfers Haus, und siehe, er arbeitete eben auf der Scheibe. Und der Topf, den er aus dem Ton machte, missriet ihm unter den Händen. Da machte er einen andern Topf daraus, wie es ihm gefiel."
Jeremia 18, 1-4
Teil 1
Die Türe öffnete sich, bevor er anklopfen konnte. Eine freundlich lächelnde Frau begrüsste ihn mit einem Händedruck, hiess ihn willkommen und führte ihn hinein.
,,Wir haben auf dich gewartet", sagte sie mit einer warmen und herzlichen Stimme. ,,Du kannst deinen Mantel aufhängen und dich auf einen der Stühle zurecht setzen. Ich bin gleich wieder zurück", ergänzte sie und verschwand durch die Türe.
Er fühlte sich schmutzig und ekelhaft zumute. Er zitterte am ganzen Körper und spürte die intensive Unruhe und die Verzweiflung, welche mehr und mehr die Steuerung seiner Gedankengänge übernahmen. Er versuchte die Tränen zurückzuhalten, doch früher oder später würden sie nicht aufzuhalten sein - sondern sie würden zu fliessen beginnen, dies wusste er. Doch er hasste den Gedanken, die Kontrolle über seinen Körper, die Tränen, die Gefühle und die Worte zu verlieren. Er hatte versucht, sich auf dieses erste Treffen vorzubereiten, er war zuvor schon häufig in der gleiche Situation gewesen. Trotzdem schmerzte es ihn innerlich, und er schämte sich, dass er wiederum um Hilfe bitten musste, auch wenn er dieses Mal an einen völlig neuen und unbekannte Ort kam. Zu alledem pflegten diese Orte für ,,Menschen mit Problemen" gewiss guten Kontakt untereinander. Es war erstaunlich, wie viel sie über seine Probleme wussten und über alle seine früheren Versuche, um aus dieser Hölle herauszukommen, je, es wirkte so, wie wenn beinahe alle seine Lebensgeschichte kannten.
Bevor der erleichternde und angenehme Rausch durch das für ihn so wohlbekannte Beben, die innere Unruhe und durch das Gefühl totaler Hilflosigkeit und Leere ersetzt wurden, hatte er unendlich lange gegrübelt1 wie er sich seinen Versager erklären könnte. Wie sollte er begründen können, weshalb es ihm auch dieses Mal wieder nicht gelang? Er hatte es trotz allem zu Hause recht gut, und es war ihm gelungen, seine Arbeitsstelle zu behalten. Was war eigentlich schief gelaufen? An solchen Orten werden dauernd so viele Fragen gestellt, so viele ,,Wie und warum", so viele ,,was heisst das jetzt" und ,,was denkst zu darüber"  Sie hatten selbstverständlich das Recht dazu. Er hatte zu viele Menschen zu häufig enttäuscht! Es gäbe viele Geschichten zu erzählen, auch viele Episoden, und an so viele Empfindungen und Gefühle könnte man sich zurückerinnern. Doch daraus das Wesentlichste, das Wichtigste auszuwählen oder - zumindest - die richtigen Worte zu finden, nein, dies war zu jeder Zeit gleich schwierig! Wie werden die Folgerungen lauten? Was werden sie von mir dieses Mal erwarten? Das nahm ihn Wunder.
Er empfand es wie eine Ewigkeit, doch vermutlich waren seit seiner Ankunft lediglich einige Minuten vergangen, bis die freundliche Frau in den Raum zurückkam. Sie hatte ein Waschbecken in der Hand, dazu ein Handtuch und eine Salbe.
,,Schön dass du dir einen bequemen Stuhl ausgesucht hast, denn jetzt möchte ich deine Füsse waschen und sie mit Salbe einreiben", sagte sie. ,,Wir wissen, dass die meisten, die hier ankommen, wunde und müde Füsse haben, ein Fussbad und das Einsalben tun deshalb gut."
,,Doch ich bin so schmutzig und kann mich nicht daran erinnern, wann ich sie das letzte Mal gewaschen habe, und die Kleider, mit denen ist nicht mehr viel anzufangen." überrumpelt und beinahe etwas erschreckt über das handeln der Frau, versuchte er zu reagieren. ,,Ja, wir wissen, dass man sich so fühlt. Versuch es doch einmal, es dürfte dir gut tun", sagte die Frau mit einem Lächeln.
Ohne dass ein weiteres Wort gewechselt wurde oder dass er eine einzige Geschichte zu erzählen hatte, sass er im Stuhl zurückgelehnt, mit geschlossenen Augen, mit den wunden und müden Füssen im warmen Wasser. Die schmerzenden Gefühle, die Unruhe und das Zittern verschwanden für eine gewisse Zeit und er spürte, wie sich die Wärme von seinen Füssen her über die Fingerspitzen in den dunklen und verwundeten Raum der Tiefe der Seele ausbreitete. Es gelang ihm nicht mehr, seine Tränen zurückzuhalten!
Er betrachtete die Zeichen an ihren Armen und bevor es ihm gelang, eine Frage zu stellen, lächelte die Frau und sagte: ,,Alle erkundigen sich nach meinen Narben. Die Leute sollen sie ruhig sehen, sie sollen davon wissen und auch davon hören, wie ich zu ihnen kam. Du kannst dir vorstellen, dass wir alle unsere Zeichen haben die einen haben besser sichtbare Zeichen - wie ich - zeigen sie zur richtigen und oder zur falschen Zeit, während andere sie viel lieber verstecken wollen. Wir sind alle so unterschiedlich und es ist Sache des Einzelnen, was er zeigen möchte, doch Zeichen haben wir gewiss alle. Es sind Wunden, Zeichen und Narben aus dem Leben, das wir bisher lebten. Jesus hatte seine Wundmale an seinen Händen. Erinnerst du dich> dass er sie Thomas vorzeigen musste? Ich werde dir ein anderes mal mehr über meine Narben erzählen", sagte sie und ergänzte: ,,Im Moment bist du es, er im Zentrum unseres Interesses steht."
Später erhielt er neue Kleider, die schmutzigen Kleider wurden zum Waschen gebracht, er wurde in ein Badezimmer geführt, wo ihm so viel Zeit, wie er benötigte, eingeräumt wurde, um ein gutes, warmes Bad zu nehmen. Man gewinnt den Eindruck, an einem solchen Ort stehe die Zeit still, dachte er bei sich. Er rechnete damit, dass es spätere Gelegenheiten geben würde, um zu erklären, was falsch gelaufen war und um darüber zu sprechen, was weiterhin zu geschehen hätte. Im Augenblick bestand offensichtlich keine Notwendigkeit, sich äussern zu müssen. Es bestanden aber wirklich keine Erwartungen von irgendeiner Seite, irgend etwas sagen zu müssen. Oder dann waren sie hier nicht besonders an ihm interessiert?
Obwohl er immer noch müde war und ab und zu zitterte, fühlte er sich trotzdem wie ein neuer Mensch, als er später von der Frau, welcher er bei seinem Eintritt begegnet war, durch eine Tür, an der ,Töpferscheibe' geschrieben stand, geführt wurde. Diese Türe führte zum Zentrum des Hauses - einer Art Atrium. Dies war ein grosser, offener und kreisrunder Raum. Die Mauern aus Ziegelsteinen hatten verschiedene Farben. Es waren gelbe, rote und graue Ziegelsteine. Verschieden grosse grosse Pflanzen schmückten den Raum. Im Raum hatte es verschiedene kleine Sitzgruppen und in der Mitte des Atriums sah er eine Skulptur, welche einen Töpfer, der sich auf seine Arbeit an der Töpferscheibe konzentriert, darstellte. An einer der Wände hing ein Bild. Es stellte Jesus dar, Weiss gekleidet, der seine Arme ausstreckte. Er hatte den Eindruck, Jesus sagen zu hören: ,,Komm zu mir, du, der du mühselig und beladen bist, denn ich will dich erquicken." Es handelte sich um einen Bibelvers, den er gut kannte. Unter dem Bild stand ein kleiner Tisch, mit einer offenen Bibel und einer brennenden Kerze darauf. Als er sich dem Bild näherte, konnte er ohne Schwierigkeiten die Wundmale an den Händen von Jesus sehen. Er gewann den Eindruck, dass es zwischen dem Töpfer und Jesus eine grosse Ähnlichkeit gab, auch die gleiche Ausstrahlung der Gesichter und der Augen. Das Gleiche glaubte er auch bei der Frau, die ihn empfing, gesehen zu haben. Vielleicht war dies rein zufällig oder war er lediglich von all den Eindrücken, die er empfing, überwältigt? Neben verschiedenen Lampen und angezündeten Kerzen erfolgte die Beleuchtung des Atriums hauptsächlich vom Dach her, wo schmale, längliche Fenster einen äusseren und inneren Kreis bildeten. Im übrigen prägten viele Türen, welche mit einem aus Holz geschnitzten Türschild geschmückt waren, das Atrium. Er wusste nur, was sich hinter der Türe, aus der er soeben eingetreten war, verbarg. Alle waren geschlossen, doch es machte den Eindruck, als ob die Leute auf freie Weise kamen und gingen, ohne dass sie warten oder anklopfen mussten. Aus diesem Grunde wirkte der Raum zugänglich und doch beschützend. Es war ihm nicht möglich zu erkennen, was auf den Türschildern geschrieben stand.
,,Ich will dich am heutigen Tag nicht mit zu vielem ermüden", sagte die Frau, indem sie auf eine der Türen zuging, und sprach: ,,Jetzt zeige ich dir den Raum, der dein eigener sein soll, so lange du dich bei uns aufhältst." An jener Türe hing ein Türschild, auf dem ,,Raum zum Ausruhen" geschrieben stand. Im Innern befand sich eine kleine Halle, mit einigen wenigen Räumen auf beiden Seiten und zuinnerst eine Wohnstube. Es fiel ihm auf, dass jeder neue Raum, den er betrat, seine eigene Farbenkombination hatte - Farben, welche ihre eigene Sprache redeten. An einer der Türen in der Halle fand er zu seiner grossen Überraschung seinen eigenen Namen - in ein hölzernes Türschild eingebrannt. Hier wartete man tatsächlich auf mich, dachte er bei sich, und spürte Anzeichen von Geborgenheit, ohne dass er dies der Frau gegenüber zum Ausdruck gebracht hätte.
,,Dies ist dein eigener kleiner Aufmunterungsraum'", sagte die Frau lachend, ,,hier kannst du dich zurückziehen, wenn du Zeit zum Nachdenken oder zum Ausruhen benötigst. Wir werden dich allerdings nicht zu lange auf einmal alleine lassen - denn es ist die Gemeinschaft mit anderen, durch die du dich stärken und neue Kräfte empfangen kannst", ergänzte sie. Auf dem Bett lag eine kleine, frische Wiesenblume, eine kleine Karte mit einem Bild darauf und eine Bibel. Auf der Karte stand geschrieben. ,,Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser, er erquicket meine Seele." Es waren ihm bekannte Worte. Sie erinnerten ihn wieder an Jesus auf dem Gemälde im Atrium.
,,Wenn du dich gut ausgeruht hast, werden wir dir mehr über die verschiedenen Räume in der ,Töpferscheibe' erzählen. Dies ist der Name, den wir brauchen, um zu beschreiben, was hier abläuft", sagte die Frau freundlich, als sie sich verabschiedete. Nachdem sie gegangen war, legte er sich umgehend in den neugewaschenen, angenehmen Kleidern ins Bett. Er kam nicht dazu, sich zuerst umzuziehen. Er fühlte sich so schwer und müde - und gleichzeitig wärmer und eigenartigerweise etwas ruhiger. Er liess seinen Gedanken die erstmalige Freiheit seit langer Zeit. Diese verliessen den müden, schweren Körper, fuhren aus dem Raum, stiegen über die grüne Aue dem rotgelben Horizont entgegen, wo sie schliesslich verschwanden.
Teil 2
Am nächsten Morgen traf er die Frau wieder im Atrium. ,,Du hast offensichtlich eine gute Nacht verlebt", sagte sie und hielt lange seine Hand. nachdem er dem Blick der Frau begegnet war, schaute er rasch in die Richtung des Gemäldes und der Skulptur. Ja, es gab tatsächlich eine schlagende Ähnlichkeit zwischen der Frau, dem Jesusbild und dem Töpfer. Doch war es nicht das Vollkommene, das er bei ihnen gesehen hatte. Nein, es handelte sich viel eher um die Aufmerksamkeit, die intensive Konzentration und die Hingabe gegenüber etwas ausserhalb ihres eigenen Lebens. Auf eine gewisse Weise fühlte er, dass alle drei nur wegen ihm da waren. Ein blödes Gefühl, dachte er, und lächelte vor sich hin.
,,Jetzt will ich dir etwas darüber erzählen> was du hinter den verschiedenen Türen, die du siehst, findest". sagte die Frau, diesmal mit eher gedankenhervorrufender Stimme. ,,Du entscheidest selbst, in welchen Raum du eintreten willst. Du entscheidest auch selber wann du hineingehen und wie lange du dort bleiben willst. Du musst keinem bestimmten Plan folgen, auch keiner bestimmten Reihenfolge. Die Räume sind für dich da, zu deiner Verfügung, aber auch für die anderen, die mit dir zusammen hier sind. Deshalb bestimmt der Einzelne selbst, allerdings mit einer kleinen Ausnahme, die ich dir später erklären werde, was er zu welcher Zeit als richtig empfindet. Wenn du trotzdem nicht richtig weisst, was du willst, kannst du gerne mit den anderen, die du in dieser Gemeinschaft findest, sprechen. Wir haben bestimmte Zeiten, zu denen wir uns alle im Atrium versammeln. Im übrigen wirst du die anderen in den verschiedenen Räumen der ,Töpferscheibe' treffen. Ich werde auch jederzeit für dich und mit dir das sein, dann, wenn du sagst, dass du mich benötigst, und dann, wenn ich den Eindruck empfinde, dass du mich benötigst. Wir werden zusammen die Erfahrungen austauschen und über die Gedanken zu den verschiedene Räumen, was hoffentlich deine Neugierde wecken wird und deine Lust, in diese Räume einzutreten."'

,,Die erste Türe geht zum Raum, aus dem du gestern kamst. Wie du dich sicher erinnerst, stand dort ,Töpferscheibe' angeschrieben. Von dort kannst du hinausgehen durch eine Türe, auf der ,Unterwegs' geschrieben steht. Wenn die Zeit für den Abschied gekommen ist, werden wir miteinander darüber sprechen - und gemeinsam legen wir Pläne für das, was wir als ,unterwegs' verstehen, zurecht.
An der nächsten Türe steht ,Geschichten'. Alle die uns in der ,Töpferscheibe' besuchen, haben eine oder mehrere Geschichten, die sie anderen mitteilen möchten. In diesem Raum wird immer Zeit für Geschichten sein. Zu jeder Zeit wird es hier Leute haben, welche zuhören und darüber nachdenken. Eine kluge Dame, welche Virginia Satir heisst, schrieb etwas, das sehr gut zu diesem Raum passt:
,Nur ich selber bin ich. Auf der ganzen Erde gibt es keinen anderen Menschen, der ganz gleich wie ich ist. Es gibt Menschen, die haben Ähnlichkeiten mit mir, doch niemand ist genauso wie ich. Deshalb ist alles, was von mir kommt, echt und gehört mir, weil ich allein es wähle.'
An der dritten Türe steht ,Schmerzen'. Viele weigern sich, den Schmerzensraum zu betreten. Trotzdem erfahren so viele, dass es schliesslich gut und notwendig war, dort hinein zu gehen. Wir können die Schmerzen nicht einfach auf der Seite lassen oder etwas, das verloren ist, zurückbringen. Doch wir können bei dir sein, dir nahe sein und dich halten, wenn Dunkelheit, Schmerzen, Wut, Sorge, Verzweiflung und Weinen dir Mut und Kräfte nehmen. über diesen Raum ist eigentlich nichts hinzuzufügen. Worte bleiben so oft leer und sinnlos in Anbetracht der ,Schmerzen
An der vierten Türe steht ,Nachdenken und Gebet'. In diesem Raum hat es immer eine brennende Kerze als Symbol für Gottes Gegenwart. Wann immer du willst, kannst du dort hineingehen zum Gebet, für die Stille, zum Nachdenken, zum Bibellesen, für die Gemeinschaft und für den Empfang des Abendmahls. Hier können wir alles vor den Herrn legen. Wir können zu ihm kommen mit unserem Dank, unserer Freude und unseren Träumen. Schau dir das grosse Fenster hinter dem Altar mit der grossartigen Aussicht auf Gottes Schöpfungswerk an. Es ist ein mächtiges, immer wechselndes Landschaftsbild, sorgfältig für jede Gelegenheit zusammengestellt, im Hinblick darauf, uns zu erfreuen und uns zu stärken. Keine Einzelheit oder Farbnuance ging Vergessen."
Nun fiel ihm auf, dass das Gemälde von Jesus an der Wand zwischen dem Raum für ,Schmerzen' und ,Nachdenken und Gebet' hing.
Die Frau fuhr weiter: ,,An der fünften Türe steht ,Ganzheit, Nähe und Versöhnung'. Dieser Raum ist etwas anders als die anderen Räume. Auch wenn dieser Raum in gewissem Sinne offen ist, kann man ihn nicht ohne weiteres betreten. Wir wünschen nämlich, dass du hier Menschen mit einer besonderen Einsicht oder Erfahrung triffst. Deshalb wäre es gut, wenn du mit uns zum voraus einen Termin vereinbaren würdest. Hier hast du die Möglichkeit zu erkennen, was dich und dein Leben prägt und beeinflusst, auch dein Kontakt und die Nähe mit anderen Menschen. An diesem Ort sollen dir die eigenen inneren Erwartungen und Bedürfnisse bewusst gemacht werden. Es ist ein Ort für Nähe, Offenheit, Akzeptanz, Respekt und für die Versöhnung mit denen, die dir nahe sind.
An der sechsten Türe steht ,Visionen' . Ein ehemaliger Gefangener in einem Konzentrationslager, Victor Frankl, schrieb ein Buch mit dem Titel ,Kämpfender Glaube an das leben'. Hier wird beschrieben, welche Bedeutung der Glaube an das Leben in einem Menschenleben hat, wenn alles andere sinnlos erscheint. Glaube, Hoffnung, Träume, Visionen sind Leitsterne in unserem Leben. auch wenn wir viele davon nicht unbedingt erreichen, helfen sie mit, den Kurs zu setzen und die Richtung unserer Lebenswanderung zu bestimmen. Diese Leitsterne können uns auch leuchten, wenn die Dunkelheit ihre Schatten auf unseren Weg legt. in diesem Raum kannst du deine Träume mitteilen und vielleicht neue Visionen zusammen mit anderen durch Worte, Bilder oder auf eine andere Weise, die für dich sinnvoll ist, schaffen.
An der siebten Türe steht ,Freiheit und Verantwortung'. Freiheit und Verantwortung sind eng miteinander verknüpft. Wirkliche Freiheit kann ohne Verantwortung nicht erreicht werden. Gespräche und Übungen helfen uns, uns zu befähigen, uns zu entfalten und Grenzen innerhalb des Rahmens, der im Zusammenhang mit unserer Verantwortung für uns selber und für das Leben anderer richtig ist, zu sprengen.
An der achten Türe steht ,Freude und Lobgesang'. ,Alles hat seine Zeit;. brechen und bauen, weinen und lachen, klagen und tanzen.' so steht es in der Bibel geschrieben. dies ist der Raum und die Zeit für Freude, Gelächter, Gesang, Tanz, Poesie, Musik. Dies befreit uns und setzt Neues und Unbekanntes in unserem Leben in Bewegung.
An der neunter) Türe steht ,Entfaltung und neue Fähigkeiten'. Hier gibt es einen breiten Fächer von Aktivitäten. Unter anderem sind zu nennen: Drama, Bewegung, Sport, Musik, Kreativität, Kunst, Dichtung und mehr. Hier wird auch viel unterrichtet. Alles ist geprägt durch die Menschen welche sich wann immer dort aufhalten. Einige nennen ihn den ,Raum mit dem Besonderen drin'. Dort erlebt man sowohl leicht Erschreckendes und gleichzeitig sehr Spannendes. man hat den Eindruck als würde man zum ersten mal in tiefem Wasser schwimmen. Wenn du es zuerst gelernt, erprobt und dich dort dann sicher gefühlt hast, dann liegen unzählige Möglichkeiten vor dir.
An der zehnten Türe steht ,Ruhen'. Diesen Raum kennst du bereits. Dort hast du schon eine gewisse Zeit verbracht. Es ist nicht so, dass alle, die sich in der ,Töpferscheibe' befinden, auch den Raum zum ,Ruhen' benützen. Einige kommen nämlich lediglich für einige Stunden, für einen Tag oder vielleicht für eine Nacht währenddem andere für kürzere oder längere Aufenthalte kommen."
Er fühlte, dass die Müdigkeit zurückkehrte und dass es begann, schwierig zu werden, alles mitzubekommen, was die Frau ihm erzählte. Es war als ob sie seine Gedanken lesen konnte, als sich ihre Blicke begegneten. Denn sie sagte: ,,Es ist nun genug mit dieser Rede von meiner Seite her. Jetzt sollst du für dich selber sein, so lange du es benötigst. Wenn du es wünschst, wirst du mich hier im Atrium finden. Von jetzt an kannst du deine und unsere Schritte um die ,Töpferscheibe' herum führen."
Diese Erzählung wurde als Vision und Inspirationsquelle in der Blaukreuzarbeit geschrieben - und als Dank an die vielen, die in der diakonischen Arbeit eine Aufgabe haben.
Für mich bedeutet Diakonie in diesem Zusammenhang:
,,Führe Menschen, die mühselig und beladen sind, zum Haus des Töpfers und zur Töpferscheibe in ein Ort und eine Methode - wo die Kraft des Evangeliums, das Zusammenwirken, die Fähigkeiten des Handwerkers und die Kreativität formen, erneuern, versöhnen.

Roald Hansen 1995

Übersetzt aus dem norwegischen. 6.1. 96/hst

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